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Eine Kreissäge mit Standardgröße gehört sicher in jede Werkstatt, und auch ich besitze eine. Allerdings verwende ich sie nur ungern in Verbindung mit kleinen Projekten oder gar fürs schnelle Kappen von Holzlatten oder -stücken – dafür ist sie mir einfach zu schwer und unhandlich. Also machte ich mich auf die Suche nach einer Kreissäge, die folgende Kriterien erfüllt:
- Nicht zu klein (was die Schnitttiefe betrifft), nicht zu groß
- Relativ leicht, aber doch mit “Präsenz”
- Schnitttiefe von mind. 30mm (für den Zuschnitt von Holz-/MDF-/Sperrholz-/Multiplexplatten und Holzleisten)
- Einhändig zu bedienen
- Führungsschienentauglich, idealerweise mit einer Führungsnut in der Grundplatte
- Stabile Grundplatte mit Verwindungssteifigkeit
Meine Wahl fiel auf die Scheppach PL305 Mini-Tauchkreissäge, nicht zuletzt, da sie bei ZGONC zum Aktionspreis von knapp 50 Euro zu bekommen war und damit ein außerordentliches Schnäppchen war.
Derzeit wird sie dort zum Preis von Euro 69,90 angeboten, sie ist aber immer wieder in Verkaufsaktionen zu finden (eine so gut wie baugleiche Kreissäge habe ich auch bei Bauhaus entdeckt – sie läuft dort unter dem Namen “Toolson”, hat orangefarbene statt der blauen Bedienelemente, sonst aber dieselben Merkmale und Verpackung wie die Scheppach und auch den gleichen Preis wie bei ZGONC; ich tippe stark auf eine “Bauhaus Edition von Scheppach”). Und ich wurde nicht enttäuscht: bisher hat mir diese Kreissäge bereits viele wertvolle Dienste geleistet und sie hat fast alle meine Erwartungen erfüllt. Umso erstaunlicher finde ich es, daß im Internet kaum Berichte geschweige denn Erfahrungsberichte oder Tests zu dieser Kreissäge zu finden sind. Deshalb möchte ich sie hier etwas vorstellen und von meinen Eindrücken berichten.
DIE GRUNDPLATTE
Für saubere, gerade Schnitte ist eine stabile Grundplatte von großer Wichtigkeit, sowie deren Verbindung zur restlichen Maschine.
Die Grundplatte der Scheppach besteht nicht aus Blech oder gar Plastik sondern aus Alu-Druckguss:
Diese Art der Grundplatte hat den Vorteil, dass sie wesentlich verwindungssteifer ist als Grundplatten aus Blech. Außerdem kann in solch eine Grundplatte eine Nut für eine Führungsschiene eingelassen werden, was bei der Scheppach auch der Fall ist.
Die Nut der PL305 hat eine Breite von 16mm und ist an der Oberseite der Grundplatte mit zwei Justierschrauben ausgestattet, welche das Spiel in der Führungsschiene einstellen lassen (mehr dazu weiter unten):
Ich habe mir eine Führungsschiene aus einer Aluleiste und einer Sperrholzplatte selbst gebaut, was durch die Nutbreite von 16mm sehr begünstigt wurde – mehr dazu werde ich in einem der nächsten Beiträge zeigen.
Die Arbeit mit solch einer Führungsschiene erleichtert und beschleunigt die Arbeit enorm und ist meiner Meinung nach von unschätzbarem Wert für präzise Schnittergebnisse.
DIE AUFHÄNGUNG
Die bewegliche Verbindung der Maschine mit der Grundplatte ist bei vielen Kreissägen ein großer Schwachpunkt – ich konnte mich selbst davon überzeugen, wie instabil und bei manchen Modellen sogar verbiegbar diese Verbindung war. Mit solch einer instabilen Verbindung kann in machen Fällen nur mit großer Sorgfalt, in den meisten Fällen aber gar kein rechtwinkeliger Schnitt zustande gebracht werden.
Bei der Scheppach PL305 ist die stabile Grundplatte an der Vorderseite über ein breites, massives Gelenk mit dem Maschinenkörper verbunden, welches stabil genug ist, um ein seitliches Verwinden weitgehend zu verhindern:
An der Hinterseite der Maschine befindet sich die Einstellung der Schnitttiefe, welche den Motorkörper ebenfalls zusätzlich stabilisiert. Erst unter großem Druck bzw. seitlicher Krafteinwirkung auf den Haltegriff verwindet sich die Maschine etwas, was im Normalbetrieb aber nicht vorkommen sollte. Lediglich bei hartem, dickem Holz (z.B. Arbeitsplatte aus Buche) merkt man eine deutliche Verwindung, der man durch eine kraftvolle Steuerung der Maschine entgegenwirken muss.
Die maximale Schnitttiefe, welche erst durchs Hinunterdrücken des Maschinenkörpers erreicht wird, lässt sich über eine griffige Metallschraube unterhalb des Motorkörpers gut einstellen:
Der Platz dort ist zwar relativ eingeengt, für mich aber immer noch ausreichend, um die Schraube gut bedienen zu können. Wenn die Schnitttiefe auf Maximum eingestellt ist, befindet sich die Feststellschraube ganz unten (wie am Bild oben zu sehen ist), was ihre Bedienung erschweren würde – wenn nicht die Aussparung in der Grundplatte vorhanden wäre, durch die man die Schraube von unten greifen kann: gut durchdacht!
DIE HANDHABUNG
Dieser positive Eindruck setzt sich auch beim Motorkörper mit den Haltegriffen und Schaltern fort. Die Griffe liegen gut in der Hand, auch die Schalter lassen sich gut betätigen. Einzig vermisse ich einen beidseitig liegenden Entsicherungsknopf (der den Motorschalter blockiert): ich bediene die Säge in Verbindung mit der Führungsschiene fast immer mit der linken Hand (das bringen Führungsschienen für Kreissägen mit linksseitig sitzendem Motor so mit sich), wodurch der Sicherungsknopf nicht mehr mit dem Daumen betätigt werden kann. Wenn man öfter mit der Maschine arbeitet gewöhnt man sich aber daran, den Knopf eben anders zu bedienen.
Da es sich bei der PL305 um eine Tauchkreissäge handelt, welche zudem auch noch relativ leicht ist, sollte sie, wenn sie ohne Führungsschiene verwendet wird, immer mit der zweiten Hand am vorderen Griff gehalten und nach unten gedrückt werden. Einhändiges Schneiden funktioniert zwar wegen des geringen Gewichts von ca. 3kg auch, die Schnitte werden dann aber nicht sehr gerade und die Gefahr eines Verkeilens ist größer.
Für Tauchschnitte befinden sich an der rechten Seitenkante der Grundplatte Markierungen, welche jeweils Mitte, vorderes und hinteres Ende des Sägeblattes bei voller Schitttiefe anzeigen – so kann vermieden werden, dass man zu weit schneidet (konstruktionsbedingt sieht man nicht, wo sich das Sägeblatt von vorne ins Holz frisst):
An der Vorderseite der Grundplatte finden sich Markierungen für die Schnittposition, was bei groben Zuschnitten recht nützlich ist:
Ein zusätzliches Feature der PL305 ist der Abstand der rechten Grundplattenkante zum Sägeblatt: dieser entspricht genau 19,5 Millimeter. Damit lassen sich nachträglich sogenannte Schattenfugen in Parkettboden schneiden, indem man mit der rechten Grundplattenkante entlang der Mauer fährt.
An der Hinterseite der Maschine befindet sich ein Anschluss für einen Staubsauger, welcher genau an den Schlauch(-adapter) meines Einhell TH-VC 1930 Synchronsauger passt:
Das meiste Sägemehl wird auch (bedingt durch die geschlossene Bauweise des Sägeblattkastens) tatsächlich vom Sauger aufgenommen, trotzdem staubt die PL305 noch etwas Holzstaub nach außen, vor allem an der Unterseite des Schnittguts nach vorne.
FÜHRUNGSSCHIENE
Scheppach bietet für seine Handkreissägen eine Führungsschiene an, welche ein präzises und effizienteres Arbeiten ermöglichen soll:
Diese gibt es oft im Set mit den anderen Tauchkreissägen von Scheppach oder auch einzeln (z.B. hier auf Amazon), ich nehme aber stark an, daß auch die Führungsschienen, welche zu den größeren Modellen angeboten werden und länger sind (z.B. diese auf Amazon), auch für die PL305 passen (die PL305 wird auf Amazon auch komplett mit Führungsschiene angeboten). Ich persönlich habe mir eine Führungsschiene jedoch selbst gebaut, da ich Kosten sparen wollte und mir die gestückelte Art von Schienen nicht ganz gefällt (wie man sich so eine Führungsschiene selbst aus einer Schichtholzplatte und einer Aluminiumleiste bauen kann, werde ich in einem der nächsten Beiträge zeigen):
Besonders positiv, egal mit welcher Schiene man nun arbeitet, fällt auf, dass die Passgenauigkeit der Grundplatte in der Schiene bei der PL305 über zwei Regler justierbar ist:
So kann man den Breitenunterschied in der von Schiene und Nut in der Grundplatte gut ausgleichen und das Ausschwenkspiel der Kreissäge reduzieren (bei der Führungsschiene von Scheppach wird durch diese Regler auch verhindert, daß die Maschine von der Schiene springen kann).
ZUBEHÖR & SONSTIGES
Zum Lieferumfang der PL305 gehören zwei HM-Sägeblätter für Holz (20 und 40 Zähne), eine Trennscheibe und eine Diamantscheibe (jeweils 115mm Durchmesser), mit welchen lt. Beschreibung Aluminium, Stahl, Fliesen und Stein bearbeitet werden können, sowie die Schlüssel für den Sägeblattwechsel. Handbuch ist natürlich auch eines dabei und das in erfreulicher Ausführung (hier geht es zum PDF).
Das Kabel ist genügend lang, wobei länger wie immer bei Hobbygeräten natürlich wünschenswert wäre.
Wichtig zu erwähnen wäre, dass ein Staubsauger laut Benutzerhandbuch nur beim Zuschneiden von Holzwerkstoffen verwendet werden darf. Ich nehme an, dass dann die Staubentwicklung beim Schneiden von Fliesen z.B. erheblichen Staub erzeugen wird, wenn die Maschine nicht an einen Staubfänger angeschlossen werden darf.
VERARBEITUNG
Die Verarbeitungsqualität der PL305 ist durchwegs hochwertig. Bei anderen Herstellern gibt es bei den “kleinen Brüdern” oftmals Abstriche in der Qualität der Bauteile oder der verwendeten Materialen, meistens auch in der Art der Konstruktion, was sich stark auf die Genauigkeit der Maschine niederschlägt. Nicht so bei Scheppach: Sämtliche Bauteile der PL305 machen – Material und Optik betreffend – einen hochwertigen Eindruck, wichtige Elemente bestehen aus Metall, die Bedienung ist nicht schwammig sondern exakt definiert.
Die PL305 entspricht in der Qualität und prinzipiellen Konstruktion jener der größeren Schwestern PL45 oder PL55, nur daß sie eben kleiner ist.
FAZIT
Alles in allem wurden meine Erwartungen an diese Art von Kreissäge von der Scheppach PL305 voll erfüllt. Mit dieser Säge zu arbeiten ist eine Freude, da sie handlich ist, einfach in der Verstellung und dazu noch präzise. Aufgrund des selbstständig einfahrenden Sägeblatts kann man die Säge sofort nach Beendigung des Schnittes wieder auf ihre Grundplatte abstellen, was den Arbeitsfluss beschleunigt, letzteres gilt auch für ihr geringes Gewicht.
Gerade beim Zuschnitt von Möbelplatten, MDF-Platten, Sperrholzplatten oder OSB-Platten leistet sie ausgezeichnete Arbeit und schneidet brav durch sämtliches Holz – ich möchte sie bei diesen Arbeiten jedenfalls nicht mehr mit einer “großen” tauschen, zumal sie mit ihrer Schnitttiefe von max. 30,5mm auch für stärkeres Material geeignet ist (das Schneiden von Metall oder Steinzeug habe ich noch nicht getestet) und genug Kraft hat, um diese Materialien zu schneiden.
Bei Hartholz tut sie sich aber schon merklich schwerer, vor allem, wenn das zu bearbeitende Material so dick ist, daß es das Sägeblatt gerade noch komplett durchschneidet (z.B. Arbeitsplatte aus Buche mit 2,8cm Stärke). Hier merkt man dann schon, daß der Einsatzbereich dieser Handkreissäge eher bei dünnerem/weicherem Material zu suchen ist. Wer nur ab und zu z.B. einen Tauchschnitt in eine Vollholz-Arbeitsplatte zu machen hat wird dabei aber von der Scheppach PL305 nicht im Stich gelassen.
Natürlich wäre eine zusätzliche Schrägschnittfunktion noch das Tüpfelchen auf dem “i”, aber das kann man bei dem Preis wohl nicht ernsthaft erwarten.
Wem die kleine PL305 dann doch zu eingeschränkt in Kraft und Stabilität ist, findet von Scheppach unter anderem folgende größere Modelle: