Der Zuschnitt.
Nachdem alle Schnittelemente konstruiert sind kann mit dem Zuschnitt begonnen werden. Dabei spielt die Beurteilung der vorliegenden Haut eine wichtige Rolle, da sie als Naturprodukt Unregelmäßigkeiten aufweist.
Entlang des Rückrats, zum Beispiel, ist das Leder dicker als im unteren Bauchbereich, und das Leder im Nackenbereich ist nochmals stärker (dort kann es je nach Haut sogar bis zu 5 Millimeter dick sein). Diese besonders widerstandsfähigen Lederteile versucht man für jene Bereiche in der Hose zu verwenden, welche beim Tragen besonders beansprucht werden – wie etwa der Gesäßbereich.
Bei Lederflecken von Hirschen, die in freier Natur gelebt haben, gibt es den einen oder anderen Schönheitsfehler, wie Narben oder Kratzspuren. Für mich gehören diese Unregelmäßigkeiten zu den schätzenswerten Merkmalen, welche die besondere Herkunft des Leders unterstreichen und der fertigen Lederhose einen besonderen Charakter verleihen. Trotzdem habe ich bei der Auflage der Schnitteile darauf geachtet, daß diese Stellen nicht an ungünstigen Stellen oder exponierten Bereichen der Hose liegen. Auch habe ich die stärksten Stellen des Leders (entlang des Rückrats im vorderen Rückenbereich) dort platziert, wo die Hose später am stärksten beansprucht wird: am Hintern. Jene Hosenteile, welche an der fertigen Hose beieinander liegen werden, habe ich möglichst aus benachbarten Bereichen im Fleck zugeschnitten, um möglichst wenig Abweichung in Färbung und Struktur zu erreichen.
Die Schnittkanten und wichtige Orientierungspunkte habe ich mit Kreide am Leder markiert, das ermöglicht später eine gute Kontrolle und genaue Näharbeit.
Der erste Schnitt in eine vor sich ausgebreitete Hirschdecke
hat etwas Besonderes an sich – er markiert den Punkt, von dem es kein Zurück mehr gibt, denn ein Lederfleck ist kein Stück Stoff, das man ohne weiteres nachkaufen könnte, wenn man sich verschneidet. Der buttrige Widerstand in der Schere ist eine Schneidererfahrung für sich. Und man erlebt – im Gegensatz zum Zuschnitt aus einer nüchternen Stoffbahn -, wie sich ein Stück gegerbte Tierhaut in erkennbare Teile einer Hose verwandelt. Das hat etwas archaisches an sich.
Wenn alle Hosenteile zugeschnitten sind kann mit dem Füttern und Aufdoppeln – darüber werde ich im nächsten Beitrag berichten.