2. Das Leder

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Das Leder.

Für traditionell gefertigte Lederhosen wird sämisch gegerbtes Leder verwendet – für die sichtbaren Teile eingefärbtes Hirschleder, fürs Futter naturfarbenes Reh-, Gams- oder Ziegenleder. Bei der Sämischgerbung kommt ausschließlich Fischtran zum Einsatz, welches die Haut auf natürliche Weise gerbt. Da bei der Gerbung keine Chemikalien oder Schwermetalle verwendet werden, ist sämisch gegerbtes Leder sehr hautfreundlich und bedenkenlos auf der Haut zu tragen. Gefärbt wird es mit natürlichen Farbstoffen, wie zum Beispiel Eichenrindenextrakt.

Sämisch gegerbtes Leder ist wunderbar weich und flauschig, man hat das Gefühl, Wollflanell in Händen zu haben. Es duftet betörend “natürlich”, und egal wem man es zum Schnuppern hinhält, jedem entfährt ein Seufzer, der sagen will: So muss Leder riechen.

Das verwendete Leder ist vollnarbig, das heißt, daß es nicht gespalten und so dünner gemacht wurde. Im Gegensatz zu Rindsleder wird bei Hirschleder allerdings die glatte oberste Schicht weggeschliffen, um die typische Veloursoberfläche zu erzielen.

Die Suche nach sämisch gegerbtem Hirschleder

hat sich als schwierig erwiesen, da es dieses in Wien für Bekleidungszwecke nur bei einem einzigen Fachlieferanten gibt, und es dort nur in Form von Lederdecken (oder: Lederfleck = Haut eines Tieres) neuseeländischer Zuchthirsche angeboten wird. Das Leder dieser Zuchthirsche ist zwar von wunderbar gleichmäßiger Qualität und (fast) makellos, hat aber für mich den Nachteil, daß es nicht aus dem Alpenraum kommt. Eine Ausseer Lederhose in Österreich aus importiertem Leder zu fertigen, würde für mich das gesamte Projekt ad absurdum führen – gibt es doch hier zu Lande genügend Hirschleder in bester Qualität:
In Gröbming, im steirischen Ennstal, habe ich dieses schließlich gefunden. In der Gerberei Schlüßlmayr findet man eine ordentliche Auswahl an Färbungen heimischer Hirschlederdecken vor. Die Beratung in der Gerberei Schüsslmayer ist äußerst freundlich und geduldig, man holt einen Lederfleck nach dem anderen hervor, bis der passende gefunden wird – ein schönes Einkaufserlebnis, direkt beim Erzeuger einzukaufen.

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[dropcap color=”” background=””] F [/dropcap]ür meine Lederhose “Ausseer Almsommer” habe ich mich für eine Decke in einem hellen Beige entschieden, welche aufgrund derhändischen Einfärbung natürliche Farbunterschiede aufweist. Der Lederfleck hat Löcher vom Abschuss und auch sonst einige Narben und Kratzspuren, welche sich der Hirsch im Lauf seines Lebens im Wald geholt hat. Diese Unregelmäßigkeiten zeichnen übrigens heimische Lederflecken als solche aus, denn die Tiere können ihr Leben in freier Wildbahn verbringen, dort ihr natürtliches Artverhalten ausleben und sich so ihre Schrammen holen – Leder von Tieren aus freier Wildbahn. Sämisch gegerbtes Hirschleder ist so gesehen eines der ökologischsten Materialien für Bekleidung.

Kleine Löcher können von der Rückseite aus so vernäht werden, daß sie an der Vorderseite nicht mehr sichtbar sind.

Wenn man solch ein schönes Stück Leder vor sich liegen hat, fällt es fast schwer, hineinzuschneiden und es in viele Einzeteile zu zerlegen, aber das ist nun mal seine Bestimmung. Der nächste Schritt ist also der Zuschnitt der Hosenteile. Davor muss noch der Schnitt konstruiert werden – darüber berichte ich im folgenden Kapitel.

 

 

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